Revolution in Libyen, und der alte Diktator klammert sich immer noch an die Macht, wie alte Diktatoren das zu tun pflegen.
In einem klassischen literarischen Streitgespräch versucht ein Anhänger der Freiheit, einem Alleinherrscher der alten Zeit ins Gewissen zu reden.
Der Herrscher brüstet sich damit, seinen Völkern doch Frieden und Ruhe gebracht zu haben. Dies ist die Erwiderung des Freiheitsstreiters:
„Die Ruhe eines Kirchhofs! Und Sie hoffen
zu endigen, was Sie begannen? Hoffen,
der Christenheit gezeitigte Verwandlung,
den allgemeinen Frühling aufzuhalten,
der die Gestalt der Welt verjüngt? Sie wollen
allein in ganz Europa – sich dem Rade
des Weltverhängnisses, das unaufhaltsam
in vollem Laufe rollt, entgegenwerfen?
Mit Menschenarm in seine Speichen fallen?
Sie werden nicht! Schon flohen Tausende
aus Ihren Ländern froh und arm...
Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit,
und säen Tod? Ein so erzwungnes Werk
wird seines Schöpfers Geist nicht überdauern.
Dem Undank haben Sie gebaut – umsonst
den harten Kampf mit der Natur gerungen,
umsonst ein großes königliches Leben
zerstörenden Entwürfen hingeopfert.
Der Mensch ist mehr, als Sie von ihm gehalten.
Des langen Schlummers Bande wird er brechen
und wiederfordern sein geheiligt Recht! “
Der Herrscher ist Philipp II. von Spanien, das unterdrückte und aufständische Volk sind die Niederländer. Geschrieben hat die flammende Ansprache Friedrich Schiller; in „Don Karlos“ legt er sie dem Marquis von Posa in den Mund.
Das Stück wurde 1787 uraufgeführt, es behandelt Ereignisse aus dem 16. Jahrhundert. Manche Dinge ändern sich nicht.
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