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Motto I

Da draußen, stets betrogen,
saust die geschäft'ge Welt...

Eichendorff

 

Deutschland ist provinziell. Das ist nichts Schlimmes, im Gegenteil. Aber man muss damit umzugehen wissen.


Deutschland und die Welt da draußen

Die Welt wächst zusammen – Globalisierung nennen wir das. Zehntausende von Jahren hindurch zog es Menschen auf der Suche nach neuen Jagdgründen, neuem Ackerland in Gebiete, in denen noch keine anderen Menschen lebten. Von ihrer Heimat Afrika ausgehend verlief sich die Menschheit in alle Himmelsrichtungen. Dann holten Händler und Eroberer die Fortgewanderten ein und knüpften ein über die Jahrtausende immer dichter werdendes Netz aus wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bindungen zwischen ihnen. Dieses Netz, lange weitmaschig,  zieht sich in unseren Tagen zusammen, und die verschiedenen Teil-Menschheiten  - Kulturen, Nationen, Völker - können einander nicht mehr aus dem Wege gehen.
 


Motto II

Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit.
Leicht beieinander wohnen die Gedanken,
doch hart im Raume stoßen sich die Sachen.

Friedrich Schiller, 1800.


Sachen stoßen sich in dieser engen Welt, es gibt Konflikte, je enger, desto mehr. Und doch wohnen auch Gedanken beieinander: Was Menschen für gut, was sie für vernünftig, was sie für schön halten, ist nicht immer gleich an den verschiedenen Enden der Erde. Aber diese Vorstellungen kommen doch oft gut miteinander aus. Deshalb ist Handel, ist Austausch ja möglich.

Gegeneinander, beieinander oder miteinander – und nie mehr ohneeinander. Das ist das Gesetz der Globalisierung. Das ist die Wahl, die uns bleibt.

Wir in Deutschland tun uns damit oft schwer. Seit Tacitus' Zeiten sitzen wir in unseren Wäldern und beäugen die Welt da draußen misstrauisch durch die Zweige. Misstrauisch, und doch auch fasziniert. Unsere Erfahrungen mit der Außenwelt waren gemischt: Wir haben Handel getrieben und Krieg geführt, Wissen erworben und Selbstgewissheiten verloren, oft Anregungen erfahren.

Immer aber blieb es Außen-Welt. Wir sind hier, die sind draußen. Das ist das Gesetz der Provinz.

Und so muss es sein. Die Provinz, das ist der Lebenszusammenhang der Menschen, die an einem wirklichen Ort in alltäglicher Verbindung stehen; sei es, dass sie einander persönlich begegnen, sei es dass sie über Massenmedien zueinander sprechen. Die Provinz ist eine Kommunikationsgemeinschaft; ihre Mitglieder mögen oft woanders geboren sein, aber jetzt leben sie hier. Jenseits der Provinzgrenzen, in der Welt da draußen, gibt es andere Welt-Provinzen. Die Globalisierung bringt die Provinzen näher zusammen, ohne aber ihre Grenzen aufzulösen. Und auch das muss so sein. Sieben Milliarden Menschen werden auch in Zukunft nicht alle, jeder mit jedem, persönlichen oder medialen Umgang pflegen – Internet hin oder her. Kommunikation, Umgang der Menschen miteinander, bleibt jetzt und künftig im Wesentlichen provinziell.

Die Globalisierung ist gekennzeichnet durch ein Wechselspiel von Ferne und Nähe. Wer sie beschreibt, ohne das Eigenleben der Provinzen zu beobachten, versteht sie nicht. Wer andererseits das Leben der Menschen seiner Weltprovinz verbessern will, ohne dabei die globale Vernetzung zu berücksichtigen, wird scheitern.


reichsfrei.de

Genug der Theorie. Reichsfrei.de ist eine Stimme aus der deutschen Provinz, aus der Welt-Provinz Deutschland. Durch unsere Butzenscheiben versuchen wir zu verstehen, was in anderen Provinzen dieser Erde vorgeht und was das für uns bedeutet. Unser Blick aufs Weltgeschehen ist nicht kosmopolitisch – tatsächlich glauben wir nicht recht an die Möglichkeit eines solchen Blicks und haben den Verdacht, dass sich hinter so genanntem Kosmopolitismus meist nur ein besonders ahnungsloser Provinzialismus verbirgt.

Wir schauen vielmehr mit provinziellen, deutschen Augen auf die Welt und meinen, dass das in einer Welt, die nur aus Provinzen besteht, eine angemessene Sichtweise ist.

Zweierlei hoffen wir zu erkennen:
Wie kann unser Fleck Erde sich inmitten der sich stoßenden Sachen, sozusagen im globalen Gerempel, behaupten?
Was kann unser an leicht beieinander wohnenden Gedanken so reiches  Mitteleuropa dazu beitragen, dass die Globalisierung zum Segen, nicht zum Fluch wird?

Das ist das Feld, das wir bestellen möchten. Dabei sind wir frei: ohn Amt und Gnadengeld und niemands Herr noch Knecht.

Reichsfrei.



Das Blog zu Deutschland und der Welt da draußen.
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