Eigentlich hatten wir einen Text vorbereitet, der das Aufkommen neuer antideutscher Ressentiments im Kriseneuropa der Gegenwart ansprechen sollte. Aber dann kam die Mutter aller EU-Krisengipfel mit einem britischen Premierminister, der für seine vergangenheitsbesoffenen Hinterbänkler den Churchill spielen zu müssen glaubte.
Und - schwupp – prügeln die (kontinental-)europäischen Medien auf die Insulaner ein, dass es nur so eine Art hat. Beispielhaft: Die heute-show schlägt einen neuen Namen für die EU vor: „EUODBE – Europäische Union ohne die bekackten Engländer“. Britische Euroskeptiker, die sich schon in der Vergangenheit selten eine Gelegenheit entgehen ließen, Kontinentaleuropäer aufs Dümmlichste zu beschimpfen, keifen natürlich zurück: „Europe’s blithering idiots and their flim-flam treaty“ betitelt Ambrose Evans-Pritchard seinen Kommentar für den Telegraph. Die Beispiele ließen sich leicht um Dutzende vermehren. Und ähnlich temperierte Leserkommentare in den Internetmedien gehen in die Zehntausende.
Je näher man sich diese Schlammschlacht besieht, desto mehr kommt einem – mit Verlaub – das Kotzen.
Schwadroneure und Besserwisser, Pfauen und Wichtigtuer, Berufsbeleidigte und Querulanten, Krisenprofiteure und Hassprediger aller Länder!
Dies ist eure Stunde! Genießt Sie! Darauf einen Toast!
Und dann sauft euch ins Koma, damit anständige Leute arbeiten können.
(Entschuldigung, das musste mal raus. Vielleicht nehmen wir jetzt auch einen Schluck. Und nichts gegen die heute-show...)
carolus