
Die Frankenkönige hatten seinerzeit die unpraktische Angewohnheit, das Reich unter ihre Söhne aufzuteilen. Es nach dem Tod des Königs wieder zu vereinen, kostete Blut, Schweiß und Tränen, da die Söhne nie gewillt waren, die Herrschaft in brüderlicher Gemeinsamkeit auszuüben – es gab Krieg um die Oberherrschaft. Es nicht zu vereinen, kostete ebenfalls Blut, Schweiß und Tränen, da die Brüder auch nicht gewillt waren, einander friedlich im jeweils eigenen Reichsteil regieren zu lassen – es gab dann Krieg um Machtmittel und Einflussgebiete.
Zusammenschluss und Teilung und Zusammenschluss und Teilung... Das ist der politische Rhythmus nicht nur des Frankenreichs, sondern auch folgender Versuche, zunächst „die Christenheit“, dann „Europa“ politisch zusammenzuschließen.
Das Reich Karls des Großen, die Weltherrschaft der Päpste, das Heilige Römische Reich, das Weltreich Karls V., das Reich Napoleons – sie scheiterten als Versuche, dem christlichen Europa eine politische Gestalt zu geben, waren aber eine Quelle der Inspiration für Mit- und Nachwelt. Das gilt auch und besonders für die Mutter aller Imperien: das antike Römische Reich. Als gäbe es etwas in der politischen Atmosphäre des Kontinents, das uns zusammenfinden lässt, und etwas, das uns wieder auseinandertreibt.
Vielleicht sind wir uns alle zu ähnlich, die wir von Alters, nämlich von der Antike her geprägt sind von, sagen wir mal, griechischem Individualismus, römischer Herrschsucht, christlichem Gemeinschaftsgeist und dem Selbstbehauptungswillen nordeuropäischer Barbaren. Ja, wir haben es nicht leicht miteinander...
Heute vor 1500 Jahren wurde das Frankenreich zum ersten Mal geteilt. 47 Jahre später wurde es wieder vereinigt. Für 3 Jahre.
Ach, Europa.
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