Ist es Ihnen aufgefallen? Der Euro ist immer noch da. Ja, genau, der Euro, die europäische Gemeinschaftswährung, von der letzten Herbst die Großen Propheten von Boulevard und Stammtisch in beseelter Häme zu sagen wussten, sie werde bis spätestens Weihnachten „zusammenbrechen“. Irgendwie. Und die EU gleich mit. Ganz sicher. Na endlich. Na ja.
Natürlich ist der Euro noch quicklebendig, natürlich funktioniert die Europäische Union weiterhin. Sie tut vor allem nach wie vor das, wofür die Europäische Gemeinschaft einst vor sechzig Jahren geschaffen worden ist: Sie befriedet Regionen, in denen vor Kurzem noch Krieg geherrscht hat.
Der Europäische Rat hat soeben Serbien den Status eines EU-Beitrittskandidaten verliehen, als Belohnung für Serbiens Bemühungen um Versöhnung mit Kroatien und Bosnien, um Ausgleich mit Kosovo; Bemühungen, die sich nicht zuletzt Brüsseler Forderungen verdanken. Serbien, Sie erinnern sich? Und unter mehr oder minder sanftem Druck der EU vereinbarten Serbien und Kosovo letzte Woche einen Modus Vivendi. Serbien wird Kosovo weiterhin nicht als Staat anerkennen, dem Land im internationalen diplomatischen Verkehr aber eine Art provisorischen Status zubilligen. Ihre umstrittene gemeinsame Grenze wollen sie gemeinsam verwalten und ihren Bürgern Reisefreiheit ermöglichen. Serbien und Kosovo, Sie erinnern sich?
Und gleichzeitig hoffen die Großen Propheten von Boulevard und Stammtisch auf die nächste Runde Euro-Krise. Denn es ist ja klar: Spätestens bis Ostern wird der Euro „zusammenbrechen“. Irgendwie. Und die EU gleich mit. Ganz sicher. Na ja.
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