Heute vor 50 Jahren, am 17. Juni 1961, lieferte das erste deutsche Atomkraftwerk, das Versuchsatomkraftwerk Kahl, erstmals Strom.
Die Inbetriebnahme von Kahl war erster Höhepunkt einer industriepolitischen Aufholjagd, die der Bundesrepublik den Anschluss an die Nuklearmächte bringen sollte. Die Technik kam damals noch von den Amerikanern.
Nukleartechnik galt als strategische Schlüsseltechnologie, deren Beherrschung als Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft, Gesellschaft und Staat betrachtet wurde. Seit 1955 gab es ein Bundesministerium für Atomfragen. Das Geld für die fälligen Investitionen in Forschung und Entwicklung kam aus staatlichen Kassen – die Privatwirtschaft war skeptisch.
Ende der Fünfzigerjahre gab es unter Verteidigungsminister Strauß auch Überlegungen, Kernwaffen für die Bundeswehr zu beschaffen. Diese Pläne scheiterten aber schon bald am Widerstand der öffentlichen Meinung und, wichtiger noch, am Widerstand der NATO-Verbündeten, für die 15 Jahre nach Ende des Weltkriegs ein atomar bewaffnetes Deutschland völlig inakzeptabel war. 1969 unterzeichnete die Bundesrepublik den Atomwaffensperrvertrag. Den Verzicht auf Atomwaffen bekräftigte das vereinigte Deutschland dann noch einmal im Zwei-plus-Vier-Vertrag 1990.
Heute vor 11 Tagen, am 6. Juni 2011, beschloss die Bundesregierung den Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie. Die Zukunft dauerte nur ein halbes Jahrhundert.
Zumindest in Deutschland. Aber hier war die Zukunft ja schon immer etwas kürzer als die Vergangenheit.
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Zwei Lektürehinweise:
Manfred Kriener auf Zeit Online über die Atombegeisterung der Fünfzigerjahre
Franz Walter auf Spiegel Online über den „Aufstand der Atomforscher“ gegen die Atomwaffenpläne von Adenauer und Strauß
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