Wie soll sich Deutschland zur Intervention seiner Verbündeten in Libyen stellen? Aus unserer Bibliothek erreichte uns noch ein klassischer Diskussionsbeitrag zum Thema. Bezeichnenderweise ist der Autor Deutscher...
„Der Patriotismus muss sich notwendig immer mehr von Schlacken reinigen und läutern. Jede Nation muss es fühlen lernen, dass sie nicht im Auge andrer, nicht im Munde der Nachwelt, sondern nur in sich, in sich selbst groß, schön, edel, reich, wohlgeordnet, tätig und glücklich werde und dass sodann die fremde wie die späte Achtung ihr wie der Schatte dem Körper folge.
Mit diesem Gefühl muss sich notwendig Abscheu und Verachtung gegen jedes leere Auslaufen der Ihrigen in fremde Länder, gegen das nutzlose Einmischen in ausländische Händel, gegen jede leere Nachäffung und Teilnehmung verbinden, die unser Geschäft, unsre Pflicht, unsre Ruhe und Wohlfahrt stören.
Lächerlich und verächtlich muss es werden, wenn Einheimische sich über ausländische Angelegenheiten, die sie weder kennen noch verstehen, in denen sie nichts ändern können und die sie gar nicht angehn, sich entzweien, hassen, verfolgen, verschwärzen und verleumden. Wie fremde Banditen und Meuchelmörder müssen die erscheinen, die aus toller Brunst für oder gegen ein fremdes Volk die Ruhe ihrer Mitbrüder untergraben. Man muss lernen, dass man nur auf dem Platz etwas sein kann, auf dem man stehet; wo man etwas sein soll.“
Johann Gottfried Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität
(Riga 1793-1797)
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Eine aufgeklärte Haltung? weltfremder Provinzialismus? moralischer Realismus?
migrulo
Damit will ich nicht sagen, dass wir die Luftwaffe jetzt nach Libyen schicken sollen. Aber die Welt wird eben nicht sicherer, wenn Deutschland sich einfach tot stellt.
michel
Ich finde, der alte Herder hat absolut recht!